Gert Linke, Ein Stück Gugelhupf, Eisenguss (Grauguss), 30 x 30 x 13 cm, 2014, © Bildrecht, Wien 2022
Gert Linke, Ein Stück Gugelhupf, 2014

EDLE OBERFLÄCHEN

Über den Zauber von Gold und Rost in der Kunst

Gold und Rost können wohl kaum gegensätzlicher sein. Als Edelmetall kann Gold nicht oxidieren, verändert sich mit der Zeit normalerweise nicht, und symbolisiert daher Unvergänglichkeit und die himmlischen Sphären der Götter. Rost hingegen steht seit der Eisenzeit als prozesshaftes Korrosionsprodukt landläufig für Zerstörung, Gewalt, Alter und Vergänglichkeit. Wenig andere Materialien weisen eine vergleichbare bedeutungsmäßige Vielfalt mit ähnlich zahlreichen und teilweise sogar gegensätzlichen Bedeutungsebenen auf. Häufig setzen Künstler:innen in ihren Werken Gold und Rost so ein, dass nicht eine, sondern gleichzeitig mehrere unterschiedliche, zum Teil auch widersprüchliche Lesarten möglich sind. Somit ist Gold zum Beispiel nicht nur ein sonnengleiches Lichtsymbol, sondern verkörpert gleichzeitig Geld, also irdische, vergängliche Schätze. Rost wird einerseits als Kennzeichen schlechter Qualität und Verfall wahrgenommen, thematisiert andererseits aber in romantisierender Weise die warmen, farbenfrohen Oberflächen alter metallener Industriedenkmäler und gilt schon längst als Signatur von Authentizität.

Nach der Zeit des Jugendstils und Gustav Klimts „Goldener Periode“ wurde es für einige Dekaden still um die jahrhundertelange Verwendung von Gold in der Kunst, während rostiges Blech und Eisen im fortgeschrittenen Industriezeitalter als ästhetische Ausdrucksmittel auftauchten. Pablo Picasso setzte 1912 erstmals aus rostigem Blech und Eisendraht skulptural eine „Gitarre“ zusammen, mit der er das Prinzip der kubistischen Formenzersplitterung aufgriff. Nach dem zweiten Weltkrieg nahm die Verwendung von Gold als Farbe und Material wieder zu und Rost begann sich als künstlerisches Ausdrucksmittel bis zum heutigen Tag weiter zu etablieren.

Zu keinem Zeitpunkt gab es eine Kunstrichtung oder eine dezidierte Künstlergruppe, in der die Auseinandersetzung mit Gold oder Rost ein zentrales Thema gewesen wäre. So stellt die Ausstellung eine außerordentliche Vielfalt an unterschiedlichen Ansätzen und Positionen mit jeweils individuellen Ansätzen vor, die sich dem Glanz, der Wärme, den Farben und dem Zauber von „Gold und Rost“ in der aktuellen Kunst verschreiben.

Konzept und Kuratierung: Hartwig Knack

Ausstellungstermine

29. 4.–21. 5. 2023 • Dorfmuseum Roiten, Rappottenstein
7. 5.–4. 6. 2023 • Galerie im Lindenhof, Raabs an der Thaya
1. 7.–6. 8. 2023 • LANGENZERSDORF MUSEUM, Langenzersdorf
12. 8.–14. 9. 2023 • FeRRUM – welt des eisens, Ybbsitz
23. 9.–8. 10. 2023 • Haus der Kunst, Baden
16. 10.–27. 10. 2023 • Rathaus, Scheibbs