August Walla

http://www.gugging.at/de/archiv/kuenstler/august-walla

1936 in Klosterneuburg geboren
2001 in Gugging verstorben

war der wohl originellste und vielseitigste unter den Gugginger Künstlern. Sein Werk umfasst nicht nur Zeichnungen und Ölgemälde, sondern auch kalligraphische Handschriften und Schreibmaschinentexte, Objekte und fotografische Arbeiten sowie der Landart bzw. Mailart verwandte Aktionen.

Einen Beruf hat er niemals erlernt oder ausgeübt. Von einigen Anstaltsaufenthalten abgesehen, wohnte er zeitlebens mit seiner Mutter in einer symbiotischen Ausschließlichkeit zusammen. Die Mutter stellte seine einzige Bezugsperson dar, über sie lief nahezu die gesamte Kommunikation mit der Außenwelt. Walla sprach nur, wenn man ihn fragte, lieber schrieb er einen Brief oder eine Karte, anstatt mündlich einen Wunsch zu äußern.

August Walla hat sich nicht nur seine persönliche Mythologie geschaffen, sondern auch eine eigene Symbolik. Da gibt es Zeichen für „Hölle“ und „Halbhölle“, das „heidnische Zeichen“, das „Zeichen Allahs“, das Zeichen des „Übel- oder Gespenstergottes Kappar“, das Zeichen des „Gottes Sararill“, das Zeichen des „Ewigkeitendegottes Sattus“ und viele andere mehr, immer wiederkehrende Chiffren eines magischen Weltbildes. Zwei Symbole haben allerdings bei ihm eine andere als die übliche Bedeutung, und zwar das Hakenkreuz sowie das Hammer-und-Sichel-Emblem, denn er vertrat die Überzeugung, durch die „russische Operation“ von einem „Nazimädchen“ in einen „kommunistischen Doppelbuben“ verwandelt worden zu sein. Das heißt, das eine verkörpert das Weibliche, das andere das Männliche – ein ständiger Kampf um die eigene Identität. Die Erklärung liegt darin, dass seine Pubertät während der Besatzungszeit Österreichs stattfand. Im Zweiten Weltkrieg dagegen erlebte er das vorpubertäre Weibliche.

Um mit den Göttern seines Universums in Kontakt zu treten, bediente er sich fremder Sprachen. Mittels seiner indonesischen, russischen, lateinischen, serbischen und anderen Wörterbücher übersetzte er einzelne Wörter oder ganze Sätze und kreierte so eine private Sprache von eigenartig poetischem Reiz.

Seine künstlerischen Äußerungen stellten für ihn eine Möglichkeit dar, mit der Außenwelt in Verbindung zu treten, chronische Spannungszustände zu meistern, wobei der kreative Prozess für ihn wichtiger war als das Endergebnis. Im Gegensatz zu den meisten Art-Brut-Künstlern bedurfte er nicht der Aufforderung oder Anregung, um schöpferisch tätig zu werden.

Werke

Frau, Hacker Huppe.?, 1984