Ernst Herbeck

1920 in Stockerau, Niederösterreich geboren
1991 in Gugging verstorben

wurde mit einer Lippen-Kiefer-Gaumenspalte geboren und mehrmals operiert. Dadurch litt er zeitlebens an einer Sprechstörung, was für ihn eine schwere psychische Belastung darstellte. Er war dadurch in der Schule und in der Berufsausbildung benachteiligt. Nach der Hauptschule besuchte er die Handelsschule, wo er ein guter Schüler war. Während des Zweiten Weltkriegs war er Hilfsarbeiter in einem Rüstungsbetrieb. Mit 20 Jahren gelangte er in die Wiener Psychiatrische Universitätsklinik. Er berichtete, dass er von einem Mädchen hypnotisiert werde. Die Stimme dieses Mädchens höre er über jede Entfernung hinweg und dadurch fühle er sich beeinflusst.

Zwei Jahre später erfolgte ein zweiter Spitalsaufenthalt. Nach seiner Entlassung aus der Klinik arbeitete Herbeck wieder als Hilfsarbeiter in einer Munitionsfabrik. Im Herbst 1944 wurde er zur Deutschen Wehrmacht einberufen, jedoch im März 1945 als kriegsdienstuntauglich entlassen. Im September des gleichen Jahres erfolgte die dritte Aufnahme in die Klinik. Im Mai 1946 wurde Herbeck zum vierten Mal aufgenommen. Er wurde ins Krankenhaus überstellt und war seit dieser Zeit mit einer einjährigen Unterbrechung hospitalisiert.

Leo Navratil lernte Herbeck Mitte der 1950er Jahre kennen und regte ihn zum Zeichnen und Schreiben an. Bald stellte sich heraus, dass seine Begabung dichterischer Art war. Literatur las er nicht, ebenso schrieb er niemals spontan, sondern bedurfte stets einer Aufforderung sowie eines Themas. Änderungen und Korrekturen an seinen Texten nahm er nur während deren Entstehung vor, nachher nicht mehr. Unter dem Pseudonym Alexander wurden 1966 einige seiner Gedichte publiziert. Sein erstes Buch erschien 1977 unter dem Titel "Alexanders poetische Texte", und auf Anregung von Ernst Jandl wurde er in die größte österreichische Schriftstellervereinigung, die Grazer Autorinnen Autorenversammlung, aufgenommen. Bereits zwei Jahre später gab Leo Navratil den Band Bebende Herzen im Leibe der Hunde – Ernst Herbeck / Oswald Tschirtner heraus. Die Gedichte stammten von Herbeck, die Illustrationen dazu von Oswald Tschirtner. Dieses Buch nannte bereits seinen richtigen Namen. Ernst Herbeck war der einzige von Leo Navratils Patienten, mit dem er per Du war, da sich im Laufe der Jahre zwischen dem Arzt und dem Patienten eine Freundschaft entwickelt hatte. Nachdem Herbeck in ein Pensionistenheim übersiedelt war, wo es ihm aber nicht gefiel, kam er wieder zurück ins Haus der Künstler.