Gaston Chaissac
1910 | in Avallon, Frankreich geboren |
1964 | in La Roche-sur-Yon, Frankreich verstorben |
war von Kindheit an durch Krankheit gezeichnet. Zeitlebens gelang es ihm nie, seinen Lebensunterhalt durch seine Kunst zu bestreiten, dieser wurde von seiner Frau Camille, die Lehrerin war, und seiner gelegentlichen Arbeit als Schuhmacher gewährleistet. Als Künstler war er Autodidakt. Da ohne Bleibe, wohnte er 1937 bei seinem Bruder in Paris. Im selben Haus lebte auch das aus Deutschland emigrierte Künstlerpaar Otto Freundlich (1878–1943) und Jeanne Kosnick-Kloss (1892–1955). Durch seine Freundschaft mit Freundlich entwickelte sich bei ihm der Wunsch, Künstler zu werden. Otto Freundlich förderte und unterstützte ihn und führte ihn in die Pariser Kunstszene ein, wo er die Werke von George Braque (1882–1963), Paul Klee (1879–1940) und Pablo Picasso (1881–1973) kennenlernte. Sein Anliegen war eine unverbrauchte Ausdrucksform, die er schließlich in Höhlenmalereien und Kinderzeichnungen fand.
Während längerer Sanatoriumsaufenthalte aufgrund einer Tuberkuloseerkrankung in den Jahren 1938 und 1939 begann er zu malen und zu zeichnen. Außerdem schrieb er nicht nur Briefe, sondern auch Gedichte und Prosastücke. Da seine Frau Camille, die er 1942 geheiratet hatte, eine Stelle annahm, übersiedelte die Familie in die Provinz. Chaissac malte auf jedem ihm zur Verfügung stehenden Malgrund, oftmals verwendete er gefundene Materialien. Typisch für ihn sind einfarbige Flächen, mit schwarzer Farbe umrandet. Sein häufigstes Motiv war das menschliche Gesicht, das er oft nur als Maske oder Augenpaar darstellte. Neben Zeichnungen, Aquarellen, Gouachen und Ölgemälden entstanden seit 1959 Collagen sowie bemalte Objekte und Totems.
Da Jean Dubuffet den Begriff Art Brut als sein geistiges Eigentum erachtete, behielt er sich vor, die Auszeichnung eigenständig zu vergeben oder sie abzuerkennen. Zuerst aufgenommen, schloss er Gaston Chaissac später wieder aus, gab jedoch 1951 ein Buch mit Chaissacs Texten heraus: Briefe und Hippoboskalische Gedichte.
An Zephir und Zephirchen
Sie war in Rage
die leichte Brise
an jenem Tage
und sie warf sich in den Sturm
den sie am Ende der Wiese
von ihrem Fenster aus entdeckte.
Worauf sie der Berg
vor Entzücken leckte.
(Übersetzung aus dem Französischen von Markus Jakob)
„Meine Bilder sollen nur in große Sammlungen oder ins Feuer…“