Johann Fischer

http://www.gugging.at/de/archiv/kuenstler/johann-fischer

1919 in Kirchberg am Wagram, Niederösterreich geboren
2008 in Gugging verstorben

wurde als drittes von sieben Kindern geboren. Seine Eltern betrieben eine kleine Landwirtschaft. Nach der Volksschule erlernte Johann das Bäckerhandwerk, legte die Meisterprüfung ab. 1940 wurde er zur Deutschen Wehrmacht eingezogen, geriet in amerikanische Gefangenschaft, aus der er 1946 zurückkehrte. Er arbeitete auf dem elterlichen Bauernhof, den er schließlich übernahm, als der Vater sich altersbedingt zurückzog. Damals erwog Johann eine Heirat.

Jedoch mit einem Mal bildete er sich ein, dass er über ein großes Vermögen sowie über Ölquellen in Venezuela verfüge. Außerdem glaubte er, etwas mit der Filmbranche zu tun zu haben. Er kam in ein Krankenhaus, denn er meinte, seine Gedanken würden oft aufgenommen und wie Schrift vervielfältigt. Stimmen erteilten ihm Aufträge und Verbote. „Mich beeinflusst das nicht“, zitierte Leo Navratil. „Ich würde es mit einem Wortgefüge ablehnen. Es ist, wie wenn jemand anrufen würde, eine Krankheit ist das nicht.“ Angesprochen auf sein gepflegtes Hochdeutsch, erwiderte Fischer: „Mein Hochdeutsch ist durch das Belesen der Bücher.“

Im Haus der Künstler begann Johann Fischer 1981 zu zeichnen. Anfangs verwendete er bevorzugt Bleistifte, allmählich kamen Buntstifte dazu. Von ursprünglich einzelnen Figuren, die isoliert dargestellt wurden, entwickelte er seinen Stil dahingehend, dass er seinen Zeichnungen schriftliche Ergänzungen hinzufügte. Charakteristisch sind seine genauen Angaben und Aufzählungen, die detailreich erläutert werden. Allerdings folgt seine Orthographie privaten, subjektiven Regeln.

Unter den Gugginger Künstlern war Johann Fischer der „Sir“, er achtete penibel auf sein Äußeres, bewegte sich würdevoll durch das Haus der Künstler. Kaum einer seiner Kollegen war mit ihm per Du. Die Vormittage verbrachte er zeichnend. Stereotyp antwortete er auf die Frage, wie es ihm gehe: „Es geht ganz gut, bis auf einige Kleinigkeiten, und die müssen übersehen werden.“ Eine gleichermaßen präzise wie weise Antwort. Ob er etwas trinken möchte, wurde Fischer einmal bei der Vernissage seiner Ausstellung gefragt. Ja. Rotwein oder Weißwein? Worauf Johann Fischer erwiderte, er möchte gerne Rotwein, denn dieser sei nicht so scharf wie Weißwein. Und auf die Frage, wie ihm die Ausstellung gefalle? – „Am besten gefallen mir die Bilder.“ Eine ehrliche Antwort.

Am Nachmittag ruhte er sich aus. Weder große Papierformate noch Leinwände waren für ihn ein Hindernis. Zuerst teilte er das ihm zur Verfügung stehende Format räumlich und kompositorisch auf, setzt Figuren, Tiere, Gebäude, Maschinen oder Pflanzen auf das Blatt. Die leeren Flächen nützte er sodann zum Inschriftieren. „Unter schwerster Belästigung diese fünf zu kleinen Köpfe gezeichnet. Und schartiert!“ Mit schartieren bezeichnete er das färbige Ausmalen und Ausschmücken seiner Figuren.

Nach einer Ausstellung in der Galerie Chobot schrieb er an Leo Navratil: „Sind Sie herzlich bedankt für Ihr sehr liebenswertes Anerkennungsschreiben. Ich freue mich sehr über die guten Arbeiten, die Zeichnungen und Schartierungen inklusive Inschriftierungen. Ich habe sehr fleißig gearbeitet. […] Diese Ausstellung wird sehr wahrscheinlich auch in anderen Hauptstadtgemeinden oder Stadtgemeinden zu sehen gegeben. Wenn eine zweite Ausstellung stattfinden könne, stattfinden kann, freue ich mich auf Ihren werten Besuch.“