Johann Korec
1937 | in Wien geboren |
2008 | in Gugging verstorben |
war von Anfang an im Haus der Künstler dabei, ebenso bei den meisten Ausstellungen der Gugginger. Die Zeichnungen folgen einem stereotypen Schema: Im oberen Teil eine kolorierte Darstellung mit Tuschfeder, im unteren ein schriftlicher Kommentar, der das Dargestellte betont und zusätzlich illustriert. Oftmals sind diese Texte schwer lesbar, denn es kümmert ihn wenig, wenn die Feder sich spragelt oder der Pinsel die meisten seiner Haare verloren hat. Das Zersprageln seiner Federn passierte schnell, sobald sich seine Emotionen auf das Zeichenpapier übertrugen. Da konnte schon mal ein Pinsel seine Haare einbüßen.
Nachdem er die Sonderschule absolviert hatte, arbeitete er vom 14. bis 21. Lebensjahr als Knecht und Hirte auf einem Bauernhof, jedoch träumte er stets davon, eines Tages bei einem Zirkus als Dompteur oder Tierwärter tätig zu sein. Im damals mit dem Haus der Künstler verbundenen Landeskrankenhaus half er in der Wäscherei, wo er auch seine Freundinnen kennenlernte. Leo Navratil nannte ihn deshalb scherzhaft einen Samstagsmaler. Während der Woche riss er Bilder aus Zeitungen und Zeitschriften, die ihm oft als Vorlage dienten, dennoch war er nicht abhängig von einer Vorlage, um eine Zeichnung herzustellen.
Jedenfalls ist er der Erotiker unter den Gugginger Künstlern. Fast alles besitzt eine sexuelle Konnotation oder ist direkt sexuell. Sogar wenn er Tiere zeichnet, verdoppelt er sie und notiert dazu: „Hengst und Stute“ oder „Wolf und Wölfin“. Er traf sich mit seinen Freundinnen zur Zweisamkeit und scheute sich nicht, dies entsprechend auszudrücken:
Es War am 14. September 1973. Die rörezbauer Helfriede liegen auf Dem Rücken Beine aufkesteld! und Der Korec Johann küsten dem rörezbauer Helfriede? Auf Dem Wiesen Wo Neambt Gesähen haten Frauen Lieben Es Entdeckt Zu Werden…! Deshalb Herausfinden Wie Die Liebe Für sie = Eine schönsten Ist Zu Zweit sein!
Oder: Die Mörxbauer Elfriede Und Der Korec Johann hatten in Den Wäscherei drüpen geschmust. – Zu Zweit in …
Oder: Der Korec Johann Siest am Seesl und Die Haas Maria siest auf Meinem Schoß hoben…
Seine Orthographie ist keine falsche Rechtschreibung, sondern eine rechte Falschschreibung. Zwar ist seine Schrift schwer lesbar, dafür umso mehr ein kalligraphisches Element seiner Zeichnungen, die man wie ein „Tagebuch“ lesen könnte, in dem er ganz genau seine stattgefundenen Erlebnisse festhält. Im Kontrast zwischen der aquarellierten Zeichnung und dem skripturalen Bereich liegt der Reiz seine Arbeiten.