Otto Prinz
1906 | geboren |
1980 | in Gugging verstorben |
erweckte mit seinem Bart und seiner hageren Gestalt den Eindruck, als wäre er ein Prediger. Er habe als Kind einen Schlag auf die Backe erhalten und sei dadurch zur göttlichen Allmacht geworden, sagte er. Nun müsse er einen Leidensweg gehen. Kaum vorstellbar, dass dieser Mensch den Beruf des Fleischhauers erlernt und ausgeübt hatte. Bei Kriegsbeginn musste er zu Deutschen Wehrmacht einrücken, wurde aber bereits 1943 wieder entlassen und in eine psychiatrische Abteilung eingeliefert.
Auf seinen Zeichnungen finden sich oftmals Kreuze oder mit Schwertern bewaffnete Menschen, Heerscharen, die aber nicht wie Kämpfer, sondern eher wie Erschreckte aussehen. Aber auch engelhafte, im Nebel schwebende Figuren bevölkern seine zarten Bleistiftzeichnungen, als wären es halluzinatorische Erlebnisse. Otto Prinz bedurfte keinerlei Impulse von außen, die ihn zum Zeichnen drängten, vielmehr besorgte er sich seine Zeichenmaterialien selbst und zog sich in sein Zimmer zurück, weil er ungestört sein wollte. Seine Zeichnungen hielt er für besonders wertvoll, weshalb er sich nur schwer von ihnen trennte. Außer, wenn er Geld brauchte, denn er kaufte selbstständig in den Geschäften der Umgebung ein, dabei agierte er überaus sparsam. Den Preis für ein Bild setzte er immer sehr niedrig an. Überbot man ihn, dann wollte er den Betrag nicht annehmen und verschenkte sogar das Blatt. Er gab sich elegant, ruhig und zurückhaltend, fühlte sich zu Höherem berufen. Mag sein, dass es ihm mit seiner Würde nicht vereinbar erschien, mehr als die von ihm geforderte Summe anzunehmen.