BILDSTÖRUNG
Über visuelle Irritationen und die Ästhetik des Fehlerhaften in der Kunst
Wenn wir durch eine geriffelte Glasscheibe schauen oder unter einer bewegten Wasseroberfläche Dinge optisch erfassen wollen, so verhalten sie sich in ihrer äußeren Erscheinung bizarr, seltsam gestört und verformt. Im Bereich der visuellen Medien versteht man unter „Bildstörung“ versehentlich mit kommunizierte Informationen, die unerwünschte Veränderungen im übertragenen Signal verursachen. Wir alle kennen das Phänomen, wenn Störungen des Satellitenempfangs oder mangelhafter digitaler Datentransfer Verzerrungen des Fernsehbildes oder gestreamten Films hervorrufen. Die ausstellenden Künstler:innen greifen solche und andere spannende bildliche Deformationen, Irrungen und Trugbilder gezielt auf und entwickeln sie in ihren Arbeiten weiter, denn in einer zufälligen Bildstörung oder einer Sinnestäuschung ist das zu beobachten, was sonst unsichtbar bleibt. Aus dieser Perspektive heraus wächst der Störung selbst ein inhaltlicher, wie auch ästhetischer Informationswert zu. Digitale Auflösung, Realismen, Unschärfen und Anomalien treffen auf analoges Schaffen. Verfremdete Gesichter, Landschaften, Natur oder imaginäre fantastische Architekturen entstehen. Sie erzählen von visueller Wahrnehmung, psychischer Verfasstheit, vorgetäuschter Wirklichkeit und der Zertrümmerung optischer Zusammenhänge. (Hartwig Knack)
Abbildung: Robert Zahornicky, aus der Serie "Autopoiesis", 1988, Foto: Robert Zahornicky, Bildrecht
Konzept und Kuratierung: Hartwig Knack